Difference between revisions of "Roman Jakobson (de)"
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1920 ging Jakobson nach Prag, wo er 1926 den Prager Linguistenkreis mitbegründete. 1933 erhielt er eine Professur an der Universität Brünn. 1939 floh er als Jude aus der Tschechoslowakei nach Dänemark, dann nach Schweden. 1941 folgte er einem Ruf an die „École Libre des Hautes Études“, eine französische Exil-Universität in New York. Dort traf er Claude Lévi-Strauss, den er nachhaltig beeinflusste. 1943 erhielt er eine Professur an der Columbia-Universität; 1949 wurde er nach Harvard berufen. Ab 1957 lehrte er, als erster Harvard-Professor überhaupt, zugleich auch am benachbarten Massachusetts Institute of Technology 1967 wurde er emeritiert. | 1920 ging Jakobson nach Prag, wo er 1926 den Prager Linguistenkreis mitbegründete. 1933 erhielt er eine Professur an der Universität Brünn. 1939 floh er als Jude aus der Tschechoslowakei nach Dänemark, dann nach Schweden. 1941 folgte er einem Ruf an die „École Libre des Hautes Études“, eine französische Exil-Universität in New York. Dort traf er Claude Lévi-Strauss, den er nachhaltig beeinflusste. 1943 erhielt er eine Professur an der Columbia-Universität; 1949 wurde er nach Harvard berufen. Ab 1957 lehrte er, als erster Harvard-Professor überhaupt, zugleich auch am benachbarten Massachusetts Institute of Technology 1967 wurde er emeritiert. | ||
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Roman Ossipowitsch Jakobson war ein russischer Philologe, Linguist und Semiotiker. Er wurde am 23. Oktober 1896 in Moskau geboren und starb am 18. Juli 1982 in Boston.
Leben
Jakobson studierte Slawistik in seiner Heimatstadt Moskau; er schloss sich bald dem Moskauer Linguistenkreis an, der dem Russischen Formalismus zugerechnet wird, einer Schule, die unter anderem die erste Theorie des damals neuen Mediums Film hervorgebracht hat. 1920 ging Jakobson nach Prag, wo er 1926 den Prager Linguistenkreis mitbegründete. 1933 erhielt er eine Professur an der Universität Brünn. 1939 floh er als Jude aus der Tschechoslowakei nach Dänemark, dann nach Schweden. 1941 folgte er einem Ruf an die „École Libre des Hautes Études“, eine französische Exil-Universität in New York. Dort traf er Claude Lévi-Strauss, den er nachhaltig beeinflusste. 1943 erhielt er eine Professur an der Columbia-Universität; 1949 wurde er nach Harvard berufen. Ab 1957 lehrte er, als erster Harvard-Professor überhaupt, zugleich auch am benachbarten Massachusetts Institute of Technology 1967 wurde er emeritiert.
Bedeutung
Jakobson publizierte über Slawische Literatur und Folklore, über die Morphologie der Slawischen Sprachen, über allgemeine Linguistik, Phonologie, Spracherwerb und Aphasie über Film, Malerei und Phonetik.
Im Anschluss an Charles S. Peirce bestritt Jakobson de Saussures Dogma von der völligen Willkürlichkeit sprachlicher Zeichen.
In seinen Gedichtinterpretationen beschränkt sich Jakobson darauf, Strukturen sichtbar zu machen: auf den Ebenen des Reimschemas, der Metrik, der Laute, der Wortarten, der Wortgruppierungen; er wendet sich damit entschieden gegen die Hermeneutik.
Jakobson publizierte in deutscher, englischer, französischer, italienischer, polnischer, russischer und tschechischer Sprache; seine Originalbeiträge in Zeitschriften, Zeitungen, Sammelbänden, Konferenzberichten u.ä. sind großenteils nur schwer greifbar. Eine Gesamtausgabe (Selected Writings) ist auf 10 Bände angelegt.
Veröffentlichungen
Einige Aufsatz- und Buchtitel in willkürlicher Auswahl: -Remarques sur l' évolution phonologique du russe (1929) -Kharakteristichke yevrazi-yskogo yazykovogo soyuza (1931) -Kindersprache (1941) -Aphasie und allgemeine Lautgesetze (1941) -Preliminaries to Speech Analysis (mit G. Fant und M. Halle, 1952) -Fundamentals of Language (1956) -Linguistics and Poetics: Closing Statement (in Style in Language, Hg. Thomas Sebeok, 1960) -Child Language Aphasia and Phonological Universals (1968) -Phonological Studies (1971) -Dialogues (mit seiner Ehefrau und Kollegin Krystyna Pomorska, 1983)