Difference between revisions of "Farbterminologie im Skoltsaamischen"

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Dieser Artikel basiert auf Berlin und Kay’s  Studie von 1969 über „[[Basic Color Term|Basic Color Terms]]“ (Farbgrundbegriffe).   
 
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Die Studie zeigte, „dass die verschiedenen Sprachen zwar eine unterschiedliche Zahl von Farbkategorien in  
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ihrem Wortschatz haben, dass aber ein universeller Bestand von exakt elf Grundfarbkategorien existiert,  
 
aus dem die elf oder weniger Bezeichnungen jeder Sprache ausgewählt werden.“ (Berlin/Kay, 1969: 2)
 
aus dem die elf oder weniger Bezeichnungen jeder Sprache ausgewählt werden.“ (Berlin/Kay, 1969: 2)
  

Revision as of 15:51, 15 February 2013

Diese Seite gibt eine Übersicht über die vorhandenen Farbbegriffe im Skoltsaamischen.

Farbbegriff Theorie

Dieser Artikel basiert auf Berlin und Kay’s Studie von 1969 über „Basic Color Terms“ (Farbgrundbegriffe). Die Studie zeigte, „dass die verschiedenen Sprachen zwar eine unterschiedliche Zahl von Farbkategorien in ihrem Wortschatz haben, dass aber ein universeller Bestand von exakt elf Grundfarbkategorien existiert, aus dem die elf oder weniger Bezeichnungen jeder Sprache ausgewählt werden.“ (Berlin/Kay, 1969: 2)

Um als „Basic Color Term“ zu gelten muss ein Lexem folgenden Richtlinien folgen:

Es darf nicht

1. Hyponyme eines Farbwortes (Türkis)

2. polymorphemisch (Dunkelblau)

3. fachsprachlich (Cyan)

4. beschränkt auf bestimmte Kollokationen (Blond als Haarfarbe)

sein.

Im Weiteren besteht eine Hierarchie zwischen den Farbbegriffen:

Stufe I Dunkel-Kalt und hell-warm
Stufe II Rot
Stufe III Entweder grün oder gelb
Stufe IV Sowohl grün als auch gelb
Stufe V Blau
Stufe VI Braun
Stufe VII Lila, pink, orange oder grau

Sprachen mit nur zwei Farbgrundbegriffen unterscheiden immer zwischen schwarz und weiß / hell und dunkel. Bei Sprachen mit drei Farben folgt als nächstes rot, danach kommen gelb oder grün, gefolgt von blau und braun. In der letzten Phase erhält die Sprache Grundwörter für lila, rosa, orange und grau.

Farbbegriffe

Farbe Skolt-Saamisch Inari-Saamisch Kildin-Saamisch Ter-Saamisch Akkala-Saamisch
weiß viõlggâd viel'gâd vīlke vilgis‘/ vil̄gɐd vilkɵd
schwarz cǎppâd čappâd čoahpe čahpɨs‘ čäppad
rot ruõpssâd ruop'sâd rūppse roškes‘/ ri̮p̄s ropse
blau ââ’leǩ/ seenai čuov'jâd al’ex čuoves/ čij̄vɐd öleg
gelb viskkâd viskǎd ruččkes‘/ viskes ruč‘kes‘ visked
grün ruõnâs/ ruânn ruonâs ruenn ri̮ə̑nas/ri̮enn ranes
braun ručkkâd ruškâd ròškes roškad
pink ǩiõlggâd ruõpssâd
orange ma´linovi ruõpssâd
lila
grau rää‘nes räänis ranes
blau-grün golubai

Die Farbbegriffe für Schwarz und Weiß sind in allen ostsaamischen Sprachen miteinander verwandt. Für die Farbe Gelb lassen sich die Begriffe in zwei Gruppen ordnen. Skolt-, Inari- und Akkalasaamisch benutzen viskkâd/viskǎd/visked , während im Tersaamischen ruč‘kes‘ benutzt wird. Im Kildinsaamischen gibt es beide Begriffe, ruččkes‘/ viskes.

Die Begriffe für Blau sind im Skolt-, Kildin- und Akkalasaamischen verwandt. Im Inari- und Tersaamischen ist der Begriff für Blau čuov'jâd bzw. čuoves/ čij̄vɐd.

Nicht alle Farbbegriffe im Skoltsaamischen sind Grundfarbbegriffe nach der Definition von Berlin und Kay. Sowohl Pink als auch Orange bestehen aus zusammengesetzten Farbbegriffen. Pink, ǩiõlggâd ruõpssâd ist wörtlich helles rot. Orange, ma´linovi ruõpssâd, besteht aus dem russischen Wort für karmesinrot/himbeerrot, sowie rot.

Typologie

Im World Atlas of Language Structures (WALS) Kapitel 132-135 sind die skoltsaamischen Farbbegriffe nicht vertreten.

Skoltsaamisch hat mindestens neun Farbgrundbegriffe:

Weiß, schwarz, rot, blau, gelb, grün, braun, grau und blau-grün.

Es gibt zwei Begriffe für blau, seenai und ââ’leǩ, wobei seenai ein russisches Lehnwort ist. Daher müsste untersucht werden, ob beide Begriffe gleichmäßig für blau verwendet werden. Falls seenai mit ââ’leǩ gleichgestellt ist, erhöht sich die Nummer der Farbgrundbegriffe auf zehn. Anhand der Daten lässt sich Skoltsaamisch in die WALS Kategorie "9, between 9 and 10 or 10" Grundfarbbegriffe einordnen.

Matti Miestamo ordnet Skoltsaamisch in die Kategorie mit 8 beziehungsweise bis 9 Begriffen ein. Miestamo sieht golubai (blau-grün) nicht als Grundfarbbegriff an, da es ein neues Lehnwort aus dem Russischen ist und noch nicht klar ist in wie weit der Begriff schon ins Skoltsaamische integriert ist (Mietamo, s.137). (Siehe Abschnitt Russische Lehnwörter)

Im Vergleich zu anderen auf WALS untersuchten europäischen Sprachen ist Skoltsaamisch die einzige Sprache mit maximal 10 Grundfarbbegriffen. Allerdings ist die Zahl der untersuchten europäischen Sprachen zu gering (fünf Sprachen), um Skoltsaamisch eine Ausnahme nennen zu können. Sprachen mit der gleichen Anzahl an Grundfarbbegriffen befinden sich laut der WALS-Karte vor allem in Mittel- und Südamerika (zum Beispiel Camsá und Huave).

Lehnwörter

Germanische Lehnwörter

Die Begriffe für rot und grün sind in allen ostsaamischen Sprachen Lehnwörter der Germanischen Sprachfamilie. Rot ist ein Lehnwort aus dem Proto Germanischen, *raudaz. Der Begriff für grün ist ein Proto Nord Germanisches Lehnwort, grœnn. Rot kam daher früher in den Sprachgebrauch der ostsaamischen Sprachen und folgt Berlin und Kays Farbterminologie-Hierarchie.

Russische Lehnwörter

Seenai, einer der beiden Begriffe für blau im Skoltsaamischen, ist aus dem russischen entlehnt sinij (синий), dunkelblau. Außerdem gibt es im skoltsaamischen einen Farbbegriff für blau-grün, golubai. Dieses Wort ist auch ein russisches Lehnwort. Allerdings bedeutet goluboj (голубой) im Russischen himmelblau.

Durch die russischen Lehnwörter wurde das Fabbegriffsystem des Skoltsaamischen um zwei Grundfarbbegriffe erweitert. Beide Wörter sind, morphologisch gesehen, voll in die Sprache integriert. Dies ist durch das skoltsaamische Adjektivsuffix -ai zu erkennen. Dieses Suffix wird benutzt, um Adjektive aus Lehnwörtern zu bilden (Siehe Feist, s.198). Da die skoltsaamische Bevölkerung nach dem 2. Weltkrieg von Petschenga (heute Russland) nach Finnland evakuiert wurde, brach der Kontakt zur russischen Sprache ab. Dies lässt darauf schließen, dass beide Farbbegriffe in den letzten Jahrzehnten unabhängig von russischem Sprachkontakt im Skoltsaamischen benutzt wurden.

Quellenangaben

Brent Berlin / Paul Kay. (1969): Basic Color Terms: their Universality and Evolution, Berkeley.

Tim Feist. (2010): A Grammar of Skolt Saami. Ph.D. thesis, University of Manchester.

Matti Miestamo. (2011): Skolt Saami: a typological profile. In: Journal de la Société Finno-Ougrienne 93. 111–145.

Michael Rießler. (2009): Loanwords in Kildin Saami, a Uralic language of northern Europe. Loanwords in the world's languages, hrsg. von Martin Haspelmath und Uri Tadmor. Berlin: de Gruyter Mouton. 384–413.

Pekka Sammallahti. (1998): The Saami languages. Kárášjohka: Davvi Girji.

Pekka Sammallahti und Jouni Moshnikoff. (1991): Suomi-koltansaame sanakirja. Utsjoki: Girjegiisá.

Weblinks