Dependenzgrammatik
Definition
Die Dependenzgrammatik ist ein von Lucien Tesnière (1893-1954) entwickeltes, am Strukturalismus orientiertes Modell zur Beschreibung der Syntax natürlicher Sprachen . Hauptanliegen der Dependenzgrammatik ist die Beschreibung der Dependenz-Struktur eines Satzes, d.h. des Gefüges von Abhängigkeitsrelationen zwischen den Elementen eines Satzes. Dabei geht man davon aus, dass bei einer syntaktischen Verbindung zweier Elemente eines das regierende und das andere das abhängige Element ist. Wenn ein regierendes Element von einem anderen regierenden Element abhängig ist, dann entsteht eine komplexe hierarchische Dependenzordnung. Als Darstellung solcher Strukturen verwendet die Dependenzgrammatik Baumgraphen, deren Zentralknoten der absolute Regens eines sprachlichen Gefüges ist (bei Sätzen das Verb). Die Abhängigkeitsrelation zu einem unmittelbar abhängigen Element wird durch eine Kante zu einem darunterstehenden Knoten dargestellt. Neben der Konnexion, der Abhängigkeitsrelation zwischen zwei Elementen, wird auch die Relation der Junktion (Nebenordnung) und der Translation berücksichtigt. Junktionen erfassen Koordinationen, Translationen beschreiben die Tatsache, dass einige Funktionswörter (Translative) die syntaktische Kategorie (lexikalische Kategorie) eines Ausdrucks verändern und auf diese Weise seine Konnexion zum nächst-höheren Regens ermöglichen.
So z.B. wird das Nomen Heidi in das Buch von Heidi erst mit Hilfe des Translativs von zu einem Adjektiv, das von Buch regiert werden kann. Die Dependenzgrammatik hat die Entwicklung der Valenz-Theorie sehr befruchtet. Die Valenz eines Verbs (seine Eigenschaft, bestimmte Elemente im Satz zu fordern) bestimmt die Struktur des Satzes, in dem es vorkommt.
Herkunft
- Latein dependere - abhängen
- Grienchisch grammatike (techne) zu grammtikos - die Buchstaben betreffend