Markiertheitstheorie

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Definition


Die Markiertheitstheorie ist die These, dass die Beschaffenheit der Sprache sowie sprachliche Prozesse größtenteils natürlich sind. Damit einher geht die Annahme, dass sich auch in Prozessen des Spracherwerbs und des Sprachwandels natürliche Verhältnisse durchsetzen. Grundlegend für diese Theorie ist der Ansatz der Prager Schule, grammatische Kategorien nach bestimmten Merkmalen zu untersuchen und daraufhin Oppositionspaare zu bilden.

Begriffsgeschichte


Die Konzeptualisierung von Markiertheitskorrelationen geht auf das terminologische Paar „merkmaltragend/merkmallos“ zurück, das Nikolai Trubetzkoy 1931 einführt, um phonologische Oppositionen zu beschreiben. Untersucht werden sprachliche Erscheinungen, die sich in nur einem Merkmal unterscheiden (Trubetzkoy 1931). Eine solche privative, eindimensionale Opposition zeigt sich etwa bei der Gegenüberstellung der Phoneme /y/ und /i/. Das Phonem /y/ trägt das Merkmal „gerundet“; das Phonem /i/ trägt dieses Merkmal nicht. Roman Jakobson überträgt dieses Konzept auf die Semantik morphologischer Kategorien. Das Wortbildungsmorphem „-in“ verleiht dem Lexem „Eselin“ das Merkmal der Weiblichkeit. Das Lexem „Esel“ trägt dieses Merkmal nicht. In den 1960er Jahren zeigt Joseph Greenberg auf, dass Kontrastpaare linguistischer Kategorien wie „stimmhaft/stimmlos“ in allen Sprachen der Welt existieren und solche Asymmetrien in Phonologie, Grammatik und Lexikon zu beobachten sind (Greenberg 1966: 9f.). Hierbei setzt er „marked/unmarked“ mit „less frequent/more frequent“ gleich. Greenberg proklamiert, dass für jedes Kategorienpaar universal (in allen Sprachen) das unmarkierte Glied die Unmarkiertheits-Eigenschaften aufweist. Später geht er nicht mehr von einer binären Opposition aus, sondern von einem Kontinuum, das sich von „maximal unmarkiert“ bis „maximal markiert“ erstreckt. Beim Vergleich zweier Kategorien erweist sich stets eine markierter als die andere. Noam Chomsky und Morris Halle setzen den Begriff der Natürlichkeit als Gegenpol zur Markiertheit (Chomsky/Halle 1968), woran Willi Mayerthaler und Ullrich Wurzel anknüpfen.

Literatur

Trubetzkoy, Nikolai Sergejewitsch. 1931. Die phonologischen Systeme. Traveaux du Cercle Linguistique de Prague 4. 96–116.