Wallonisch, Lothringisch, Champagnisch und Burgundisch
Begriffliche Einordnung
1.Terminologie
Der Sammelbegriff östliche Dialekte der langue d’oïl verweist auf ein Varietätenkontinuum im nördlichen Teil des galloromanischen Sprachgebiets, das sich durch linguistische Charakteristika einerseits von der französischen Standardsprache (Franzisch) abgrenzen und andererseits zu einer Gruppe zusammenfassen lässt. Zur Erklärung dieser Charakteristika werden außersprachliche (geographische und historische) Eigenheiten der Regionen herangezogen. Das Inventar der Dialekte wird innerhalb der Romanistik je nach Forschungsschwerpunkt anders vorgenommen bzw. hierarchisiert. Hier soll zwischen vier Untergruppen unterschieden werden: Wallonisch, Champagnisch, Burgundisch und Lothringisch. Der Begriff Wallonisch (frz. le wallon) ist irreführend, denn er bezeichnet einen der Dialekte, die in der gleichnamigen Wallonie gesprochen werden; es besteht also Polysemie, die auch eine politisch-regionale Bedeutung einschließt: Wallone ist jeder, der in der Wallonie beheimatet ist, obschon er nicht wallonisch spricht. In der Linguistik weicht man daher auf die beiden Varietäten des Wallonischen aus und spricht von Lütticher und Namurer Wallonisch (frz. wallon liégeois, wallon namurois). Auf wallonischem Boden findet man auch Varietäten des Pikardischen, des Champagnischen und des Lothringischen (Germain/Pierret: 595-596). Das Champagnische (frz. le champenois) wird auf dem Gebiet der französischen Region Champagne-Ardenne und in der Brie verortet. Es besteht ein kleines champagnisches Überlappungsgebiet in der Südwallonie. Der lothringische Dialektraum (frz. le lorrain) schließt im Osten an den champagnischen an, findet sich aber auch in einer bestimmten, mit gaumais bezeichneten Varietät in der südostlichen Wallonie. Man findet lothringische Dialekte in allen westlichen Départements der Region Lorraine und im westlichen Teil des Départements Moselle. Das Burgundische (frz. le bourguignon) erstreckt sich über die Regionen Bourgogne und Franche-Comté und grenzt damit jeweils südlich an Champagnisch und Lothringisch an (Taverdet: 654).
Anmerkungen: Gilles Roques zählt zur französischen nordöstlichen Gruppe das Pikardische, das Champagnische, das Burgundische, den Dialekt der Franche-Comté, das Lothringische und das Wallonische (Roques: 185), während Taverdet mit dem Oberbegriff „östliche Dialekte“ das Burgundische, das Champagnische und das Lothringische einschliesst; das Wallonische wird gesondert als nördlicher Dialekt behandelt.
2. Sprachgenetische Einordnung
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