Portmanteau-Morphem
Ein Portmanteau-Morphem (auch: Portmanteaumorphem, Portemanteau-Morphem) ist ein Morphem, das Bedeutungen von wenigstens zwei Morphemen in sich vereinigt, dennoch aber nicht in Morphe segmentiert werden kann.
Beispiele
Standardbeispiel für diesen Fall ist das französische Wort "au" ([oː]), das sich nicht weiter in Morphe zerlegen lässt, aber die Bedeutung/ grammatische Funktion von "à + le" (Artikel + Präposition) in sich vereinigt. Die phonetische Seite des Wortes lässt eine Segmentierung nicht zu.
Im Deutschen kann man ähnliche Fälle nennen. Ein Beispiel wäre das Wort "war": Es steht für 1./ 3. Person Singular Indikativ Präteritum; schwache Verben haben dafür 3 Morphe: "rett-et-e". Die beiden denkbaren Segmentierungen von "war" in "w-ar" oder "wa-r" ergeben nichts Vergleichbares. "war" ist damit ein gutes Beispiel für ein Portmanteaumorphem.
Oft werden auch andere Beispiele genannt, die aber deshalb nicht in Betracht kommen, weil sie in Morphe segmentiert werden können. Dies ist der Fall bei Kontraktionen wie "bei-m", "zu-r". Auch die Standardbeispiele "a-m" und "i-m" können segmentiert werden, da in ihnen eindeutig ein Allomorph des Dativ Singular Maskulinum/ Neutrum steckt.
Zur Terminologie
Gelegentlich werden die Portmanteau-Morpheme auch Portmanteau-Allomorph genannt (Bergenholtz, Mugdan 1979, Kürschner 1997).
Literatur
- Bergenholtz, Henning, Mugdan, Joachim. 1979. Einführung in die Morphologie. Stuttgart/ Berlin/ Köln/ Mainz: Kohlhammer, S. 71f.
- Bußmann, Hadumod. 2002. Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Kröner.
- Glück, Helmut (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe. 2005. Metzler Lexikon Sprache. Dritte, neubearbeitete Auflage. Stuttgart/ Weimar: Metzler.
- Kürschner, Wilfried. Grammatisches Kompendium. Systematisches Verzeichnis grammatischer Grundbegriffe. 3., verm. und bearb. Aufl. Francke, Tübingen/Basel 1997, S. 85.