Limburgisch
Limburgisch | ||
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Autonym: | Limbörgs, Plat | |
WALS: | Dutch(Limburg) | |
Ethnologue 15: | Limburgisch | |
Gesprochen in: | Niederlande, Belgien, Deutschland | |
WALS-Lage: | 51°N, 5°30'E | |
Sprecher: | 1.300.000 | |
Familie: | Indogermanisch | |
Unterfamilie: | Germanisch | |
Status | ||
Amtssprache in: | Niederlande | |
ISO-Codes | ||
ISO 639-1: | li | |
ISO 639-2: | lim | |
ISO 639-3: | lim | |
MPIExt-1: |
Contents
Name
Limburgisch ([lɪːmbœʁçs]) ist eine südniederfränkische Sprache.
Lage
Limburgisch wird in den Niederlanden, in Belgien und in Deutschland gesprochen. Limburgisch ist Teil des Rheinischen Lautverschiebungsfächers, der sich als linguistisches Übergangsgebiet zwischen dem Mittelfränkischen und dem Niederfränkischen entfaltet hat. In Deutschland wird Limburgisch nach Norden von der Ürdinger Linie (ik/ich-Isoglosse), nach Süden von der Benrather Linie (Grenze der zweiten (hochdeutschen) Lautverschiebung) und nach Osten von der Westfälischen Linie (Einheitsplural-Isoglosse) begrenzt. Im Westen umfasst es ungefähr die niederländischen und belgischen Provinzen Limburg.
Schrijnen (1902) zieht die Ürdinger Linie weiter durch die Niederlande und Belgien bis zur romanisch-germanische Sprachgrenze. Er definiert die Panninger Linie (/s/-/ʃ/-Isoglosse), die Zentral- und West- von Ostlimburgisch trennt. Die Linie verläuft von Panningen aus nach Süden ungefähr entlang der Grenze, die das belgische vom niederländischen Limburg trennt. Westlich der Panninger linie, in Belgien aber auch in Maastricht, wird das anlautende ⟨s⟩ wie in der niederländischen Standardsprache immer als /s/ ausgesprochen. Östlich wird /s/ vor /p, t, l, m, n, w/, wie im Hochdeutschen, zu /ʃ/ palatalisiert. Die Panninger Nebenlinie ist die /sχ/-/ʃ/-Isoglosse (anstelle des germanischen, anlautenden /sk/). Sie verläuft von Panningen aus nach Süden bis zur Sprachgrenze und trennt in Belgien Westlimburgisch von Zenntrallimburgisch.
Goossens (1965) definiert einige weiteren Trennlinien: Nördlich von Krefeld löst sich die /ou/-/øχ/ ‚euch‘-Linie von der Ürdinger-Linie und erreicht nördlich von Venlo die niederländische Grenze. Diese euch-Linie trennt das Nordniederfränkische (Kleverländisch) vom Südniederfränkischem. Am gleichen Punkt entspringt auch die /zẹgə/-/zaɣə/ ‚sagen‘-Linie, die nach Süden bis zur Sprachgrenze verläuft und das Ostlimburgische Gebiet zweiteilt.
Sprecher
Laut Ethnologue[1] gibt es ungefähr 1,3 Mio. Muttersprachler.
Klassifikation
Über die Klassifizierung des Limburgischen gibt es keine Einigkeit. So teilt Glottolog[2] Limburgisch unter Ripuarisch ein, das sich allerdings südlich der Benrather Linie entwickelt hat. Ethnologue[1] zählt es zum Niederfränkischen. Tatsächlich nimmt es (auch geografisch) eine Zwischenposition ein. Niederfränkisch, Limburgisch und Ripuarisch entwickelten sich alle drei aus dem Altfränkischen, das im frühen Mittelalter in der Region gesprochen wurde. Wie im Niederfränkischen wurde im Limburgischen, im Gegensatz zum Ripuarischen, die zweite Lautverschiebung nicht durchgeführt. Aus politischen Gründen verblieb Limburgisch bis zum 16. Jahrhundert unter dem Einfluss des Hochdeutschen, während Niederfränkisch sich über die Varianten Brabantisch und Holländisch zur niederländischen Standardsprache entwickelte. Danach wurde Limburgisch mehr von der niederländischen Standardsprache beeinflusst. Unter Germanisten wird Limburgisch meist als Südniederfränkisch, unter Niederlandisten auch als Ostniederfränkisch bezeichnet.
Status
Politisch wurde Limburgisch in den Niederlanden 1997 als Minderheitssprache[3] anerkannt. Diese Anerkennung wurde 1999 von der Nederlandse Taalunie angefochten, weshalb die Befürworter verschiedene Legitimierungen anführten (Camps, 2018). Es wurde eine Regulierungsbehörde gegründet (Raod veur ’t Limburgs[4] ‚Rat für Limburgisch‘), die 2003 eine einheitliche Orthographie (Bakkes et al., 2003) festlegte. Im niederländischen Teil des Sprachgebiets wird in allen Bevölkerungsschichten und auch in den Medien Limburgisch gesprochen. Auch wird Limburgisch als mündliche Amtssprache benutzt. Als Schriftsprache wird allerdings Niederländisch verwendet, da die einheitliche Schreibweise noch nicht sehr verbreitet ist. In Belgien und Deutschland droht Limburgisch hingegen auszusterben.
Dialekte
Es gibt im Limburgischen keine Standardsprache. Das Mestreechs, das von den etwa 120.000 Einwohnern in und um Maastricht gesprochen wird, ist am Besten schriftlich dokumentiert. Es gibt ein online Wörterbuch Mestreechs-Niederländisch[5] und eine Grammatik (Weijenberg, 2021). Zu den übrigen etwa 1000 örtlichen Varianten in Belgien und den Niederlanden erschien zwischen 1983 und 2004 eine Reihe von Wörterbüchern (Wijnen et al., 2004). Inzwischen ist der Inhalt auch online[6] durchsuchbar (CLS, 2021).
Phonologische Merkmale
Da es keine limburgische Standardsprache gibt, gibt es vereinzelte Unterschiede zwischen den phonologischen Merkmalen der einzelnen Dialekte. Diese sind aber relativ klein im Vergleich zum Unterschied zur niederländischen und zur deutschen Standardsprache. Gussenhoven (1999) beschreibt die Laute des Mestreechs (des Maastrichter Dialekts):
- Die Konsonanten sind wie im Niederländischen. Zusätzlich verfügt Limburgisch noch über ein [g], wie im Deutschen.
- Limburgisch kennt mehr Vokale als die niederländische oder deutsche Standardsprache. Man kann 22 Monophthonge und 3 Diphthonge unterscheiden. Zusätzlich können alle kurzen und langen Vokale auch mit den Approximanten [j, β] in der Koda kombiniert werden, wodurch mit 39 verfügbaren Lauten der phonetische Raum sehr gut ausgenutzt wird.
Die velaren Frikative [ɣ, x] werden in den limburgischen Dialekten palatisiert zu [ʝ, ç] (das sog. weiche g), welches ein auffälliges Merkmal des Limburgischen darstellt (Oostendorp, 1997).
Zusätzlich zu den vielen Vokalen gibt es im Limburgischen (übrigens auch im Ripuarischen) zwei bedeutungsunterscheidende Tonakzente (Hermans und Hinskens, 2010): einen Stoßton (Akzent 1) und einen Schleifton (Akzent 2 ). Solche Tonakzente sind in den Nachfolgesprachen des Westgermanischen selten und kommen eher in einigen nordischen Sprachen, wie z. B. Schwedisch, vor.
Gussenhoven und Peters (2008) beschreiben die Anwendung der Tonakzenten im Limburgischen.
Laute mit Akzent 1 (IPA: ↘) zeigen einen schnellen Intensitätsabfall, gefolgt von einem Glottalverschluss. Laute mit Akzent 2 (IPA ↘↗) zeigen dagegen anfangs eine hohe Grundfrequenz, die schnell abfällt und zum Schluss wieder langsam bis zur ursprünglichen Tonhöhe ansteigt.
Mittels Tonakzente können lexikalische Unterschiede kennbar gemacht werden. In Beispiel (1) bezeichnet ↘↗sie das feminine Personalpronomen ‚sie‘ und ↘sie das Nomen ‚Seite‘.
(1) ↘↗ sie geit aan mien ↘ sie sie geht an meiner Seite
Auch in Beispiel (2) gibt der Tonakzent Aufschluss über die Bedeutung: ↘bie ist das Nomen ‚Biene‘, ↘↗bie die Präposition ‚bei‘.
(2) de ↘ bie blief ↘↗ bie mich die Biene bleibt bei mir
In Beispiel (3a) bezeichnet ↘↗eike das Adjektiv ‚eichen‘, in Beispiel (3b) ↘eike ein ‚kleines Ei‘.
(3) a. ↘ ↗ eike eichen b. ↘ eike Ei-chen
Des Weiteren können Tonakzente funktionale Kategorien markieren. In Beispiel (4a) wird ↘↗stein im Singular, und in Beispiel (4b) wird ↘stein im Plural benutzt.
(4) a. 'ne ↘ ↗ stein ein Stein (Nomen im Singular) b. twè ↘ Stein zwei Steine (Nomen im Plural)
Weblinks
Literatur
- Bakkes, Pierre, Herman Crompvoets, Jan Notten & Frans Walraven. 2003. Spelling 2003 voor de limburgse dialecten (Niederländisch).
- Camps, Diana, M., J. Legitimating Limburgish. The Reproduction of Heritage. 2018. In Standardizing Minority Languages, Routledge, New York, Lane, Pia & James Costa, & Haley De Korne, eds., 66-83. URL https://library.oapen.org/handle/20.500.12657/24129. Zugriff 16.04.2022.
- CLS (Centre for Language Studies), Radboud University Nijmegen (2021). URL https://e-wld.nl/, Zugriff 19.02.2021.
- Goossens, Jan. 1965. Die gliederung des südniederfränkischen. Rheinische Vierteljahresblätter 30. 79–94.
- Gussenhoven, Carlos. 1999. The dialect of maastricht. Journal of the International Phonetic Association 29. 155 – 166.
- Gussenhoven, Carlos & Jörg Peters. 2008. De tonen van het limburgs (Niederländisch) 13. 87–114.
- Hermans, Ben & Frans Hinskens. 2010. The phonological representation of the limburg tonal accents. In Proceedings of the IGGD 2009, Zuerich, 101–117. Stuttgart: Franz Steiner Verlag GmbH.
- Oostendorp, Marc. 1997. Onze Taal (Niederländisch). URL http://www.vanoostendorp.nl/fonologie/hardeg.html, Zugriff: 27.02.2021.
- Schrijnen, Jos. 1902. Benrather-, Uerdinger- en Panningerlinie (Niederländisch). Tijdschrift voor Nederlandse Taal en Letterkunde 21. 249–252.
- Weijenberg, Roger (2021). Mestreechter Taol (Limburgisch). URL http://www.mestreechtertaol.nl/, Zugriff: 29.01.2021.
- Wijnen, Antonius, Jan Goossens und P. Goossens (1983–2004). Woordenboek der Limburgse Dialecten (Niederländisch), Bd. 1–40. Assen: van Gorcum. URL https://e-wld.nl/delen, Zugriff 19.02.2021.
Einzelnachweise
- ↑ 1.0 1.1 https://www.ethnologue.com/language/LIM
- ↑ https://glottolog.org/resource/languoid/id/limb1263
- ↑ https://www.coe.int/de/web/conventions/full-list/-/conventions/treaty/148
- ↑ https://decentrale.regelgeving.overheid.nl/cvdr/xhtmloutput/historie/Limburg/74778/74778_1.html
- ↑ http://www.mestreechtertaol.nl/
- ↑ https://e-wld.nl/