Regelumkehrung
Die Regelumkehrung ist von Th. Vennemann (1972) eingeführte Bezeichnung für diachrone Sprachveränderungsprozesse, die relativ zu einer ursprünglichen grammatischen Regel invers verlaufen.
Kommentar
Beispielsweise sprechen diverse Argumente dafür, dass der indefinite Artikel im Englischen ursprünglich die Form [an] hatte und das Englische über die Regel
[an]ART a/#C
verfügte, demgegenüber verfügt das heutige Englisch über die Regel
[a]ART an/#V.
Der betreffende diachrone Prozess kann als Regelumkehrung expliziert werden, welche die Regel der [n]-Tilgung im indefiniten Artikel vor konsonantisch anlautenden Wörtern zu einer Regel der [n]-Einfügung invertierte.
Links
Regelumkehrung in Norbert Fries Online Lexikon Lingustik
Literatur
J. E. Schmidt & H. J. Künzel, Das Rätsel löst sich: Phonetik und sprachhistorische Genese der Tonakzente im Regelumkehrgebiet (Regel B). In: M. de Vaan (Hg.), Germanic Tone Accents. ZDL, Beiheft. Stuttgart 2005, S. 135–163.
Th. Vennemann, Rule Inversion. Lingua 1972/19, 209–242.