Sapir-Whorf-Hypothese
Die Sapir-Whorf-Hypothese ist eine von B. L. Whorf (1897-1941) in Einklang mit Auffassungen seines Lehrers E. Sapir (1884-1939) entwickelte Hypothese, nach welcher die einzelsprachlichen Systeme die Denkstrukturen (und auch Denkmöglichkeiten) ihrer Sprecher determinieren (demnach auch Sprachdeterminismus).
Kommentar
Für Whorf selbst handelte es sich hierbei um ein linguistisches Relativitätsprinzip, demzufolge menschliche Erkenntnis nur relativ zu den systematischen Möglichkeiten der jeweiligen Einzelsprache möglich ist.
Vor allem aufgrund seiner Beschäftigung mit Nordamerikanischen Sprachen (Indianersprachen), wobei sein Hauptinteresse dem Hopi galt, kam Whorf zu dem Schluss, dass die sprachlichen Mittel wesentlichen Einfluss auf die kognitive Strukturierung der Wahrnehmungsinhalte besitzen. Hinsichtlich des Hopi ergab sich für ihn z.B. aufgrund diverser (allerdings nur ausschnitthafter) grammatischer Eigenarten, dass die Hopi-Indianer über keinen physikalischen Zeit-Begriff verfügen; dies ist inzwischen widerlegt.
Die Sapir-Whorf-Hypothese steht in einem engen Zusammenhang mit anderen Weltbild-Theorien wie z.B. der Auffassung von einer Inneren Sprachform bei W. v. Humboldt, der Inhaltbezogenen Grammatik oder bestimmten Ansätzen der Kognitiven Linguistik, innerhalb derer sie auch erneut diskutiert wird (vgl. z.B. Lakoff 1987, 304 ff.).
Neuere Auffassungen tendieren zu der Annahme eines komplexen Wechselverhältnisses zwischen Sprache und Denken.
Links
Sapir-Whorf-Hypothese in Norbert Fries, Online Lexikon Linguistik
Literatur
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