Difference between revisions of "Text (de)"
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*''TEXTE sind sinnvolle Verknüpfungen sprachlicher Zeichen in zeitlich-linearer Abfolge'' (Weinrich 1993: 17). | *''TEXTE sind sinnvolle Verknüpfungen sprachlicher Zeichen in zeitlich-linearer Abfolge'' (Weinrich 1993: 17). | ||
Revision as of 17:10, 2 December 2007
Ein Text ist eine kohärente, strukturierte sprachliche Einheit mit Funktion in der Kommunikation und eine in sich abgeschlossene sprachliche Einheit, mit der sprachlich gehandelt wird, der ein Sinn zugrundeliegt und deren Sätze semantisch-syntaktisch verknüpft sind. Er ist auch ein komplexes Zeichen als Resultat und Grundlage kognitiver Prozesse in sprachlich-kommunikativen Handlungen.
Kommentare
Eine endgültige, allgemein anerkannte Definition des Terminus Text liegt noch nicht vor. (Häufig werden die Termini Text und Diskurs synonym verwendet und können sich auf mündliches und schriftliches Sprachhandeln beziehen; manchmal werden jedoch Text- und Diskursbegriff voneinander abgegrenzt, z. B.: Text als Bezeichnung für das Ergebnis schriftlichen Sprachhandelns, Diskurs als Bezeichnung für den Prozess mündlichen Sprachhandelns.)
Die Merkmale der sprachlichen Einheit Text wurden häufig textextern (kommunikationsorientiert) und textintern (an den sprachlichen Strukturen im Text orientiert) erfasst.
- Im Sinne der Komplementarität beider Betrachtungsweisen sollte bei der Definition von ´Text´ sowohl auf die textexternen als auch auf die textinternen Kriterien zurückgegriffen werden. [. . .] Ein Text wäre danach, textintern gesehen, ein komplexes sprachliches Zeichen, das nach den Regeln des Sprachsystems (langue) gebildet ist. Textextern gesehen, wäre ein Text dann gleichbedeutend mit 'Kommunikationsakt' (Gülich & Raible 1977: 47).
Die textintern erfassbaren Merkmale eines Textes werden in der Textgrammatik, die textexternen Komponenten werden vor allem in der Textpragmatik/Texttheorie untersucht. (Eine Integration dieser Teilbereiche ermöglicht Untersuchungen struktureller Textmerkmale in ihrer Abhängigkeit von unterschiedlichen Funktionen der Texte in Handlungszusammenhängen, vgl. Brinker 1992: 113 ff).
Brinker fordert die Verwendung eines integrativen Textbegriffs, der sowohl die kommunikative Funktion von Texten berücksichtigt als auch am Sprachsystem ausgerichtet ist (Brinker 1992: 17).
- Die beiden [. . .] Grundpositionen der Textlinguistik, der sprachsystematisch ausgerichtete und der kommunikationsorientierte Ansatz, sind nicht als alternative, sondern als komplementäre Konzeptionen zu betrachten und eng aufeinander zu beziehen. [. . .] Dieser Auffassung trägt nur ein T e x t b e g r i f f Rechnung, der es ermöglicht, den Text als eine sprachliche und zugleich kommunikative Einheit zu beschreiben. [. . .] Der Terminus ´Text´ bezeichnet eine begrenzte Folge von sprachlichen Zeichen, die in sich kohärent ist und die als Ganzes eine erkennbare kommunikative Funktion signalisiert (Brinker 1992: 17).
Textgrammatisch orientierte Textdefinitionen:
- [. . .] ein durch ununterbrochende pronominale Verkettung konstituiertes Nacheinander sprachlicher Einheiten (Harweg 1968: 148).
- ein durch eine ununterbrochene Kette zweidimensionaler Substitutionen gebildetes Nacheinander sprachlicher Einheiten (148).
- TEXTE sind sinnvolle Verknüpfungen sprachlicher Zeichen in zeitlich-linearer Abfolge (Weinrich 1993: 17).
Textpragmatisch (an Handlungszusammenhängen) orientierte Textdefinitionen:
- Ein Text ist jeder geäußerte Bestandteil eines Kommunikationsaktes in einem kommunikativen Handlungsspiel, der thematisch orientiert ist und eine erkennbare kommunikative Funktion erfüllt, d. h. ein erkennbares Illokutionspotential realisiert (Schmidt 1976: 150).
- Text ist die Gesamtmenge der in einer kommunikativen Interaktion auftretenden kommunikativen Signale (Kallmeyer u. a. 1974: 45).
Textdefinition im prozeduralen Ansatz (Beaugrande & Dressler 1981):
- Wir definieren TEXT als eine KOMMUNIKATIVE OKKURENZ [. . .], die sieben Kriterien der TEXTUALITÄT erfüllt. Wenn irgendeines dieser Kriterien als nicht erfüllt betrachtet wird, so gilt der Text nicht als kommunikativ. Daher werden nicht-kommunikative Texte als Nicht-Texte behandelt [. . .] (Beaugrande & Dressler 1981: 3). (Als Kriterien der Textualität nennen Beaugrande und Dressler Kohäsion, Kohärenz, Intentionalität, Akzeptabilität, Informativität, Situationalität, Intertextualität (13)). Diese Kriterien fungieren als KONSTITUTIVE PRINZIPIEN [. . .] von Kommunikation durch Texte [. . .] (13 f).
Der Begriff Text wird (wie Textualität und einige andere textlinguistische Termini) auch für nichtsprachliche strukturierte Einheiten mit Funktion in der Kommunikation verwendet (z. B. in der Musik).
Siehe auch
Textualität, Textlinguistik, Textgrammatik, Textkonstitution, Texttheorie, Textpragmatik, sprachliches Handeln, konstitutive Prinzipien, Gespräch
Link
Eva Schoenke, Textlinguistik-Glossar
Literatur
- de Beaugrande, Robert-Alain & Dressler, Wolfgang Ulrich. 1981. Einführung in die Textlinguistik (= Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft 28). Tübingen: Niemeyer.
- Gülich, Elisabeth & Raible, Wolfgang. 1977. Linguistische Textmodelle. Grundlagen und Möglichkeiten (= UTB 130). München: Fink.
- Harweg, Roland. 1968. Die Rundfunknachrichten. Versuch einer texttypologischen Einordnung. Poetica 2, 1-14.
- Kallmeyer, Werner & Klein, Wolfgang & Meyer-Hermann, Reinhard & Netzer, Klaus & Siebert, Hans-Jürgen (Hrsg.) 1974. Lektürekolleg zur Textlinguistik. Band 1 Einführung. Band 2 Reader. Frankfurt: Athenäum. (2. Auflage 1977).
- Schmidt, Siegfried J. 1976. Texttheorie. Probleme einer Linguistik der sprachlichen Kommunikation (= UTB 202). 2. Auflage. München: Fink. (1. Auflage 1973).