Difference between revisions of "Textkonstitution"

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(aus Schoenke, Textlinguistik-Glossar)
 
 
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Eva Schoenke, [http://www-user.uni-bremen.de/~schoenke/tlgl/tlgl.html Textlinguistik-Glossar]
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Eva Schoenke, [http://www-user.uni-bremen.de/~schoenke/tlgl/tlgldl7.html#Textkonstitution Textlinguistik-Glossar]
  
 
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Latest revision as of 11:38, 14 December 2007

Der Begriff Textkonstitution bezieht sich auf den Aufbau eines Textes und auf die Verwendung von Textkonstituenten zur Textbildung.

Kommentare

Die Verwendung des Begriffs Textkonstitution signalisierte ursprünglich, dass textstrukturelle Aspekte in den entsprechenden Untersuchungen im Vordergrund standen, nicht textpragmatische. Als Textkonstitution wurde in der Anfangsphase der textlinguistischen Entwicklung (und wird z. T. auch in der Gegenwart) der semantisch-syntaktische Aufbau eines Textes bezeichnet.

Nach Harweg erfolgt Textkonstitution durch syntagmatische Substitution, durch pronominale Verkettung (Harweg 1968: 20 ff, 148). Isenberg stellt bei der Textkonstitution als syntaktisch-semantische Verknüpfungsmöglichkeiten bestimmte Vertextungstypen fest (Isenberg 1974 (1971): 98 f). Nach Halliday und Hasan wird ein Text textintern über Kohäsionsmittel konstituiert (Halliday & Hasan 1976: 324), wobei Endophora (Anapher und Katapher) eine wichtige Rolle spielen (31 ff). Isenberg unterscheidet Ausdrücke, die satzgrenzenüberschreitend-verknüpfend und situationsdeiktisch verwendet werden können (z. B. hier), von solchen Ausdrücken, die nur satzgrenzenüberschreitend-verknüpfend gebraucht werden können (z. B. folglich) (Isenberg 1977: 130 f).

1996 unterscheidet Brinker - den grammatischen, thematischen und pragmatischen Kohärenzbedingungen entsprechend - die grammatische, die thematische und die pragmatische Textkonstitution (Brinker 1996: 1516). Er geht damit über die Beschränkung des Begriffs Konstitution auf die Beschreibung sprachstruktureller Phänomene hinaus.

Die grammatische Textkonstitution erfasst nach Brinker die syntaktisch-semantischen Bedingungen der Kohärenz. Beide Formen textueller Kohärenz, das Rekurrenz- und das Konnexionsprinzip, könnten explizit oder implizit realisiert werden (Brinker 1996: 1516).

Im Gegensatz zur grammatischen Textkonstitution seien die Bedingungen der thematischen Textkonstitution erst ansatzweise erforscht (1521). Für Brinker besteht die Beschreibung der thematischen Textkonstitution vor allem in der systematischen Darstellung der Bedingungen thematischer Textkohärenz:

  • Der Terminus ´thematische Textkohärenz´ bezieht sich auf den thematisch-kognitiven Zusammenhang, den der Text zwischen den in Sätzen ausgedrückten Sachverhalten (Propositionen) herstellt (Brinker 1996: 1519)

Im Zusammenhang mit seinen Überlegungen zur pragmatischen Textkonstitution stellt Brinker dem (auf modularem Verständnis basierenden) Illokutionskonzept (Motsch & Viehweger 1991, Motsch 1996 a, 1996 b) den (integrativen) textfunktionalen Ansatz (Große 1976, Brinker 1983, 1992 (1985)) gegenüber, der dem Text als Ganzem Handlungsqualität zuspricht.

  • Die Textfunktion ist als übergeordnetes Konstitutionsprinzip zu betrachten, da sie - zusammen mit Faktoren der Kommunikationssituation - die Ausprägung der Textstruktur sowohl in grammatischer als auch in thematischer Hinsicht in hohem Maße beeinflusst [. . .] (Brinker 1996: 1524).

Siehe auch

Textkonstituenten, Textgrammatik, Kohäsion, syntagmatische Substitution, Vertextungstypen, Endophora, Exophora, situationsdeiktische Ausdrücke, Textthema, Textpragmatik, Kohärenz

Link

Eva Schoenke, Textlinguistik-Glossar

Literatur

  • Brinker, Klaus. 1983. Textfunktionen. Ansätze zu ihrer Beschreibung. In Zeitschrift für Germanistische Linguistik 11/83, 127-148.
  • Brinker, Klaus. 1996. Die Konstitution schriftlicher Texte. In Schrift und Schriftlichkeit / Writing and Its Use. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung / An International Handbook of Contemporary Research 2. Halbbd. / Volume 2. Günther, Hartmut & Ludwig, Otto (Hrsg.), 1515-1526.
  • Große, Ernst Ulrich. 1976. Text und Kommunikation. Eine linguistische Einführung in die Funktionen der Texte. Stuttgart: Kohlhammer.
  • Halliday, Michael Alexander Kirkwood & Hasan, Ruqaiya. 1976. Cohesion in English (= English Language Series 9). London: Longman.
  • Harweg, Roland. 1968. Die Rundfunknachrichten. Versuch einer texttypologischen Einordnung. Poetica 2, 1-14.
  • Isenberg, Horst. 1974. Überlegungen zur Texttheorie. In Lektürekolleg zur Textlinguistik. Kallmeyer, Werner u. a. (Hrsg.), Bd. 2: 193-212.
  • Isenberg, Horst. 1977. 'Text' versus 'Satz'. In Probleme der Textgrammatik II (= studia grammatica XVIII). Daneš, František, Dieter Viehweger (Hrsg.), 119-145.
  • Motsch, Wolfgang. 1996a. Ebenen der Textstruktur. Begründung eines Forschungsprogramms. In Ebenen der Textstruktur: sprachliche und kommunikative Prinzipien (= Reihe Germanistische Linguistik 164). Motsch, Wolfgang (Hrsg.), 3-33. Tübingen: Niemeyer.
  • Motsch, Wolfgang. 1996b. Zur Sequenzierung von Illokutionen. In Ebenen der Textstruktur: sprachliche und kommunikative Prinzipien (= Reihe Germanistische Linguistik 164). Motsch, Wolfgang (Hrsg.), 189-208. Tübingen: Niemeyer.
  • Motsch, Wolfgang & Viehweger, Dieter. 1991. Illokutionsstruktur als Komponente einer modularen Textanalyse. In: Brinker, Klaus (Hrsg.) Aspekte der Textlinguistik (= Germanistische Linguistik 106/107). Hildesheim/Zürich/New York: Olms.: 107-132.