Deklarativsatz
Von J. R. Ross (1968) ist Deklarativsatz eine in die GG eingeführte Bezeichnung für Sätze, die in ihrer zugrundeliegenden Struktur von Verben wie behaupten, feststellen, sagen usw. (verbum dicendi, verbum sentiendi) abhängen; im Rahmen der Performativen Analyse wurden Sätze wie
Chomskys Minimalismus ist radikal.
von einer Tiefenstruktur wie z. B.
Ich behaupte, dass Chomskys Minimalismus radikal ist.
abgeleitet.
In der Folgediskussion wurde diese Analyse als inadäquat ausgewiesen, vgl. Grewendorf (1972), Fries (1983).
Kommentare
In der neueren Diskussion des Satzmodus ist Deklarativsatz Bezeichnung für denjenigen Satztyp,
(a) der in vielen Sprachen im Verhältnis zu anderen Satztypen der betreffenden Sprache die wenigsten grammatischen Beschränkungen aufweist,
(b) dessen Wortstellung die normale Wortstellung der betreffenden Sprache repräsentiert (SOV, SVO, VSO usw.),
(c) dessen Distribution am wenigsten eingeschränkt ist (in vielen Sprachen besitzen syntaktisch abhängige Sätze die Eigenschaften von Deklarativsätzen),
(d) der ein volles morphologisches Paradigma mit Tempus (und ggf. Aspekt-Markierungen) aufweist, z. B. im Gegensatz zum Aufforderungssatz) und
(e) der ebenso dem Ausdruck einer Feststellungsäußerung dienen kann (Assertive) wie dem Ausdruck der meisten sprechaktklassifikatorisch unterscheidbaren Typen (Deklarative, Direktive, Expressive, Kommissive).
In vielen Sprachen können andere Satztypen als von Deklarativsätzen abgeleitet expliziert werden. Deutsche Deklarativsätze sind gekennzeichnet durch die Verb-Zweit-Stellung des finiten Verbs, durch eine steigend-fallende Intonation und ggf. mittels bestimmter Partikeln, die nicht in entsprechenden abhängigen bzw. eingebetteten Sätzen bzw. anderen Satztypen auftreten (vgl. Er kommt ja. vs. *Ich weiß, dass er ja kommt.).
Synonym
Siehe auch
Link
Deklarativsatz in Norbert Fries, Online Lexikon Linguistik
Andere Sprachen
Chinesisch 陈述句 Englisch declarative sentence Französisch phrase assertive
Literatur
- M. Brandt et al., Satztyp, Satzmodus und Illokution. In: I. Rosengren (Hg.), Satz und Illokution. Tübingen 1992, 1–90.
- N. Fries, Syntaktische Studien zum frei verwendeten Infinitiv. Tübingen 1983.
- G. Grewendorf, Sprache ohne Kontext. Zur Kritik der performativen Analyse. In: D. Wunderlich (Hg.), Linguistische Pragmatik. Frankfurt/Main 1972, 144–182.
- O. Önnerfors, Verb-Erst-Deklarativsätze. Stockholm 1997.
- W. Oppenrieder, Von Subjekten, Sätzen und Subjektsätzen. Tübingen 1990.
- M. Reis, Zum syntaktischen Status unselbständiger Verbzweit-Sätze. In: C. Dürscheid et al. (Hg.), Sprache im Fokus. Tübingen 1997, 121–144.
- – Dies., Anmerkungen zu Verb-Erst-Satz-Typen im Deutschen. In: R. Thieroff et al. (Hg.), Deutsche Grammatik in Theorie und Praxis. Tübingen 2000, 215–228.
- J. R. Ross, On Declarative Sentences. In: R. A. Jacobs & P. S. Rosenbaum (Hg.), Readings in English Transformational Grammar. Waltham, Mass. 1968, 222–272.
- weitere Literatur: Siehe Satzmodus