Textsemantik

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Textsemantik ist ein Bereich der Textlinguistik, in dem die Gesamtbedeutung eines Textes, die semantische Struktur und die semantischen Relationen im Text untersucht werden.

Kommentare

In den textsemantischen Überlegungen zu Beginn der textlinguistischen Entwicklung standen satzgrenzenüberschreitende Beziehungen zwischen Wörtern und Wortgruppen im Vordergrund (Koreferenz, anaphorische und kataphorische Verweisung); untersucht wurden auch Relationen zwischen Propositionen, wie sie durch Konnektoren verdeutlicht werden. Referentielle Verweisformen und Konnektoren stellen Kohäsion auf der Textoberfläche her.

In der Textsemantik wird dann versucht, die Gesamtbedeutung eines Textes zu erschließen und die entsprechenden Verfahren zu beschreiben und zu begründen. Nach van Dijk (1980a, 1980b) bildet der gesamte Textinhalt die Makrostruktur eines Textes.

Die Gesamtbedeutung eines Textes ist nicht in einfacher Weise als Summe von Propositionen oder einzelnen Wortbedeutungen aufzufassen; Text- und Wortbedeutung beeinflussen sich wechselseitig. (Wörter werden erst vertextet monosemiert und erhalten so ihre textuelle Bedeutung.) Die Gesamtbedeutung eines Textes wird als Resultat kognitiver Prozesse aufgefasst, bei denen die Aktualisierung und Verarbeitung von Wissen durch Referenzerzeugung und durch semantische Relationen (im Text) gelenkt werden.

Schwerpunkte in den Untersuchungen der Textsemantik:

  • Isotopieketten, Isotopierelationen (Greimas 1971 (1966), Rastier1974 (1972)),
  • thematische Progression (Daneš 1978 (1970)),
  • Textthema und Themenentfaltung (Brinker 1992 (1985): 50 ff),
  • Makrostrukturen (van Dijk 1980 a),
  • Propositionskomplexe und deren Relationen (van Dijk 198O b: 27 ff),
  • Strategien des Textverstehens (van Dijk & Kintsch 1983).

Siehe auch

Textsinn, Textthema, Textbasis, Propositionsanalyse, Relationssemantik, Makrostruktur, inferieren, Textisotopie, thematische Progression, Strategiemodell, Kohärenz, textuelle Bedeutung, Textphorik, Wiederaufnahme, Kontiguität, Kohäsion

Link

Eva Schoenke, Textlinguistik-Glossar

Literatur

  • Daneš, František. 1978. Zur linguistischen Analyse der Textstruktur. In Textlinguistik (= Wege der Forschung 427). Dressler, Wolfgang (Hrsg.), 185-192. (1970 in Folia Linguistica IV/70, 72-78).
  • van Dijk, Teun A. 1980a. Macrostructures. An Interdisciplinary Study of Global Structures in Discourse, Interaction, and Cognition. Hillsdale N. J.: Erlbaum.
  • van Dijk, Teun A.. 1980b. Textwissenschaft. Eine interdisziplinäre Einführung. Tübingen: Niemeyer. (niederländisch 1978. Tekstwetenschap. Een interdisciplinaire inleiding. Utrecht/Antwerpen: Het Spectrum).
  • van Dijk, Teun A. & Kintsch, Walter. 1983. Strategies of Discourse Comprehension. New York/London: Academic Press.
  • Greimas, Algirdas Julien. 1971. Strukturale Semantik. Braunschweig: Vieweg (französisch 1966. Sémantique structurale. Paris: Larousse).
  • Rastier, François. 1974. Systematik der Isotopien. In Lektürekolleg zur Textlinguistik. Kallmeyer, Werner u. a. (Hrsg.), 153-190. (französich 1972. Systématique des Isotopies. In Essais de sémiotique poétique. Greimas, Algirdas Julien (ed.), 80-105. Paris: Larousse.)